Hl. Nikolaus
Wochenspruch Lukas 21, 28
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
Der kommende Erlöser
Kopf einziehen und durch oder „Kopf hoch, wird schon wieder“ sagen wir – ein schwacher Trost. Wir sind meist sprachlos, wenn andere beschwert sind. Der zweite Advent möchte uns daran erinnern, das allen Gebeugten und Niedergedrückten,
den Zurückgewiesenen und Benachteiligten die Frohe Botschaft gilt: Haltet durch! Richtet euch auf, denn Gott sieht die Bedrängnis und hört das Klagen. Auch wenn es manchmal nicht so scheint: Wer auf Erlösung wartet, hofft nicht vergeblich. Wie der Frühling auf den harten Winter folgt und die Ernte auf die Saat, so wird der Sehnsucht nach Gott sein Kommen folgen. Darum: Kopf hoch, damit ihr ihn kommen seht. Die Wiederkunft Jesu wird nicht unbemerkt bleiben.
Sie wird uns erschrecken, aber nicht zum Fürchten sein. Wer beharrlich mit seiner kleinen Kraft nach Gott Ausschau hält, den wird er nicht enttäuschen.
Lied EG 10,1-4
Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt …
Wochenpsalm 80 mit Leitvers
Seht auf und erhebt eure Häupter,
weil sich eure Erlösung naht.
Du Hirte Israels, höre,
der du Josef leitest wie eine Herde!
Der du auf den Cherubim thronst, erscheine
vor Ephraim, Benjamin und Manasse!
Erwecke deine Kraft
und komm uns zu Hilfe!
O Gott, richte uns wieder auf,
lass leuchten dein Antlitz,
so ist uns geholfen.
Herr, der Heerrscharen, wie lange noch zürnst du
beim Gebet deines Volkes?
Du speisest sie mit Tränenbrot
und tränkst sie überreich mit Tränen.
Du machst uns unsern Nachbarn zum Zank,
unsere Feinde treiben ihren Spott.
Gott, der Heerscharen, richte uns wieder auf,
lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten,
vertriebst Völker, doch ihn pflanztest du ein.
Gott, der Heerscharen, kehre doch um,
schau vom Himmel herab und sieh!
Nimm dich dieses Weinstocks an,
des Stammes, den du gepflanzt hast.
Deine Hand schütze den Mann zu deiner Rechten,
den Menschensohn, den du dir stark gemacht hast.
Und dann werden wir niemals weichen von dir.
Gib uns Leben, so rufen wir deinen Namen an.
Herr, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf,
lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
Seht auf und erhebt eure Häupter,
weil sich eure Erlösung naht.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist
Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen
Seht auf und erhebt eure Häupter,
weil sich eure Erlösung naht.
Kyrie eleison
Noch brauchen wir Geduld,
aber bald wirst du erscheinen.
In diesen Adventstagen ist Geduld nötig, aber Einsame und Traurige verzweifeln, Obdachlose frieren, Flüchtlinge werden zurückgewiesen. Halte du ihnen allen die Tür auf und komme ihnen entgegen. Herr, erbarme dich!
In diesen Adventstagen ist es nötig, Verantwortung zu übernehmen, schreibe dein Gesetz in die Herzen der Mächtigen.
Lass sie aufmerksam sein für die Anliegen der ihnen Anvertrauten Christus, erbarme dich!
In diesen Adventstagen ist es nötig, aufeinander achtzugeben, bewahre die Kleinen und Verletzlichen. Richte sie auf mit deiner rechten Hand und mache sie hoffnungsvoll. Herr, erbarme dich unser!
Noch brauchen wir Geduld, aber bald wirst du erscheinen.
Kollektengebet
Gott, himmlischer Vater, in diesen Adventstagen
Will deine Gemeinde hören, was dein Geist ihr sagt.
Deine Kirche vertraut dir und deine Gemeinden in aller Welt glauben, lieben und hoffen.
Denn wo du bist, da sind Angst und Schrecken überwunden.
Zögere nicht, Gott, komme bald.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus deinem Sohn
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.
Gedanken
Zweiter Adventsonntag und Nikolaustag an einem Sonntag zusammen. Eine schöne Möglichkeit Wort und Tradition miteinander zu bedenken.
Matthäus 5,7:
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Barmherzig sein, Barmherzigkeit – das sind Worte aus der „Kirchensprache“, die heute im Alltag nur selten benutzt werden.
Hin und wieder hört man vielleicht: „Jetzt sei doch mal etwas barmherzig!“, wenn jemand allzu hart auftritt.
Am meisten wird wohl noch das Gegenteil benutzt: „Der ist aber unbarmherzig!“
Wir wollen angesichts des heutigen Nikolaustages uns mit der Barmherzigkeit beschäftigen: Nikolaus als Vorbild der Barmherzigkeit. Die Legende vom Heiligen Nikolaus Ein Mann hatte drei Töchter, aber er war sehr arm. Er konnte nicht für seine Töchter sorgen und wollte sie deshalb schweren Herzens in ein Freudenhaus schicken, damit sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen konnten. Davon hörte der Heilige Nikolaus. In der Nacht nahm er drei Säckchen, füllte sie mit Gold und warf sie durch ein Fenster in das Haus des armen Mannes. Durch diese Barmherzigkeit Nikolaus‘ konnten die Töchter zuhause bei ihrem Vater bleiben und alle waren versorgt.
Diese und ähnliche Legenden werden vom Heiligen Nikolaus erzählt. Meist hilft er armen Menschen, notleidenden und immer wieder auch den Kindern. Wir Evangelischen haben es nicht so mit den Heiligen. Wir verehren sie nicht und rufen sie nicht an. Trotzdem sind sie auch in der evangelischen Kirche wichtig. Im Augsburger Bekenntnis, die Grundlage unserer Kirche, ist im 21. Artikel formuliert. „Vom Heiligendienst wird von den unseren so gelehrt, dass man der Heiligen gedenken soll, damit wir unseren Glauben stärken, wenn wir sehen, wie ihnen Gnade widerfahren und auch wie ihnen durch den Glauben geholfen worden ist.“
Die Heiligen sind als Vorbilder im Glauben hochzuhalten. Martin Luther war der Meinung, dass wir die Geschichten der Heiligen lesen sollen, um ihnen nachzueifern und im Glauben zu leben. Der Heilige Nikolaus ist ein Vorbild der Barmherzigkeit. Das ist ein schönes Wort „Barmherzigkeit“. Es tut richtig gut. Barmherzig zu sein bedeutet, sich im Herzen anrühren zu lassen. Die Voraussetzung für Barmherzigkeit ist die Aufmerksamkeit für das, was mir begegnet. Dazu muss ich mich innerlich öffnen. Wenn ich tatsächlich im Innersten angerührt werde, dann drängt es mich, zu handeln.
Barmherzigkeit ist einerseits eine innere Angelegenheit, aber sie will auch praktisch werden, anpacken. Das Herz sagt der Hand: Sei barmherzig.
Wenn wir sagen: „Sei doch mal etwas barmherziger!“, dann meinen wir damit doch, dass jemand nachsichtig sein soll.
Er soll nicht so hart sein. Barmherzig bedeutet in diesem Sinne auch: gnädig sein.
„Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ – diese Seligpreisung hören wir zum heutigen Nikolaustag. Einerseits geht es um die Aufforderung: Wenn du Barmherzigkeit erfahren willst, dann sei selbst barmherzig! Oder aber sehe es als Ermunterung, die Jesus uns Menschen geben will.
Die Seligpreisungen wären dann vor allem Trost für die Benachteiligten: Wenn Du immer wieder den Kürzeren ziehst, weil du barmherzig und nachsichtig bist, dann kannst du dich darauf verlassen, dass du selbst Barmherzigkeit erfahren wirst.
Anspruch und Zuspruch steckt in diesem Wort. Anspruch und Zuspruch lesen wir aus der Legende zum Nikolaustag. Und folgen wir gemeinsam dem Heiligen Nikolaus als Vorbild der Barmherzigkeit!
Das Apostolische Glaubensbekenntnis
L: Rühmen und preisen wir Gott mit dem Lob unserer Lippen und
bekennen wir unseren Glauben:
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitz zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Fürbittengebet
In Frieden lasst uns beten:
Wir warten auf dich, guter Gott,
und hoffen, dass das Gute wirklich siegt.
Wir warten auf dich, barmherziger Gott,
und hoffen, dass sich deine Barmherzigkeit ausbreitet.
Wir warten auf dich, heiliger Gott, und hoffen,
dass du deine Schöpfung rettest. Wir warten auf dich und rufen dir zu:
Komm, Herr Jesus.
Wir warten darauf, dass die Barmherzigkeit die Welt regiert.
Wir denken an die Mächtigen, die ehrlich und integer sind,
die das Beste wollen, die sich verausgaben und das Recht schützen.
Wir denken an die Gewaltherrscher, die über Heere befehlen,
die nur ihre Interessen verfolgen, die die Schwachen quälen.
Du hast es versprochen, dass die Barmherzigen Barmherzigkeit erlangen
und die Sanftmütigen das Erdreich besitzen werden.
Wir warten auf dich und rufen dir zu:
Komm, Herr Jesus.
Wir warten darauf, dass dein Heiliger Geist unsere Herzen erfüllt.
Wir denken an die weltweite Kirche, an alle, die in diesen adventlichen Tagen voller Unruhe sind,
an unsere Gemeinde und alle, mit denen wir verbunden sind.
Du hast es uns versprochen, dass du kommen wirst und das Antlitz der Erde neu wird.
Heute und alle Tage dieses Advents rufen wir dir zu: Wir warten auf dich.
Komm, Herr Jesus.
Amen.
Stille für das persönliche Gebetsanliegen
Vater unser
Wir heißen Gottes Kinder;
wir sind Gottes Kinder;
in diesem Vertrauen beten wir:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Sendungslied EG 7,1-7
O Heiland, reiß die Himmel auf …
Sendungswort
Möge die Zeit des Advents unter Gottes Segen stehen. Mögen diese Wochen in Gelassenheit und Ruhe vergehen als eine Zeit der Vorbereitung auf Jesu Geburt und die frohe Botschaft von Weihnachten. Möge Gott jeden Morgen aufs Neue
Hoffnung und Vertrauen schenken und alle Sorgen und Ängste mildern. Möge jeder Tag durch besondere Begegnungen
aufgehellt und bereichert werden. Möge das Staunen über die alltäglichen Wunder die langen Nachmittage verkürzen. Mögen bis zum Abend alle Verletzungen geheilt und alles Zerbrochene gekittet sein. Möge das Licht Gottes in der Dunkelheit der rauen Winternächte aufstrahlen. Mögen Entschlossenheit, Phantasie und Mut wachsen und zu einem Fest der Freude und des Friedens beitragen. Möge die Zeit des Advents von Gott begleitet sein und in das weihnachtliche Ziel führen.
Es segne und behüte uns Gott,
der Allmächtige und Barmherzige,
+ Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.