(Wie die neugeborenen Kindlein. 1. Petrus 2,2)
1.Sonntag nach Ostern – Die neue Geburt
Wochenspruch
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung
Jesu Christi von den Toten. (1.Petr. 1, 3)
Kernaussage
Quasimodogeniti, der Name des ersten Sonntags nach Ostern. Er klingt befremdlich und scheint zuerst sogar schwer aussprechbar. Übersetzt „Wie die neugeborenen Kindlein“. Der Name ist mit einem Rätsel zu vergleichen, dass es auch erst gilt geknackt zu werden, um dann seine Lösung zu erfahren.
Die Jünger konnten die Botschaft von der Auferstehung Jesu zunächst nicht glauben. Wo war der Beweis? Wo die logische Erklärung? Der erste Sonntag nach Ostern erzählt davon, wie Jesus den Zweiflern und Skeptikern entgegenkam, sich anfassen ließ und gemeinsam mit ihnen aß. So konnten sie später auch glauben, was sie nicht sahen: die unsichtbare Gemeinschaft mit Christus. Schon jetzt haben Christen Anteil an seinem, dem neuen Leben. „Wie die neugeborenen Kindlein“, wie ein reines, leeres Blatt Papier dürfen auch wir von Ostern her unser Leben beschriften, gestalten und beleben. Darf man das glauben? „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“, sagt Jesus.
Vorspruch
Laßt uns Gott, dem Vater, Lob und Dank sagen.
Laßt uns ihn bitten:
Er gewähre an diesem Tage uns Frieden und Freude
durch die Kraft der Auferstehung des Herrn,
daß wir uns freuen der Tat des Erlösers
vom ersten Morgenlied bis zur Ruhe der Nacht
Lied EG 440.1-4
All Morgen ist ganz frisch und neu …
Wochenpsalm 116 mit Leitvers
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung
Jesu Christi von den Toten
Ich liebe den HERRN:
denn er hört mein lautes Flehen.
Er neigt sein Ohr zu mir;
mein Leben lang rufe ich ihn an.
Mich umfingen Stricke des Todes,
trafen Ängste der Hölle,
ich kam in Kummer und Not.
Da rief ich an den Namen des Herrn:
Ach, Herr, rette mein Leben!
Gnädig ist der Herr und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Der Herr behütet die schlichten Herzen;
ich war schwach und er hat mir geholfen.
Komm nun, mein Herz, wieder zur Ruhe,
denn der HERR hat dir Gutes getan.
Ich darf wandeln vor dem HERRN
im Lande der Lebenden.
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung
Jesu Christi von den Toten
Ehre sei dem Vater und dem Sohn
und dem Heiligen Geist
wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat
zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung
Jesu Christi von den Toten
Gebet
Ganz anders bist du, Gott,
ganz anders, als ich glaubte.
Still bist du bei mir
und um mich
und nimmst meine Leere auf
in dein tiefes Schweigen.
Meine Angst und Verzweiflung
sind dir nicht fremd.
Sie trennen mich nicht von dir.
Und die alten Worte, die dich mir verstellen,
dürfen verlöschen wie Traumbilder am Morgen.
Du bist ganz anders, Gott,
und leise formt sich deine Stimme in mir,
die zu mir spricht: Steh auf und geh,
du hast einen weiten Weg vor dir.
Amen.
(EKKW Agende I – Christian Trappe)
Halleluja.
Der Herr ist auferstanden,
er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja.
Evangelium bei Johannes im 21. Kapitel
Jesus offenbarte sich abermals den Jüngern am See Tiberias.
Er offenbarte sich aber so:
Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.
Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen.
Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer,
aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen?
Sie antworteten ihm: Nein.
Er aber sprach zu ihnen:
Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten ’s nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.
Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus:
Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt,
und warf sich ins Wasser. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.
Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot.
Spricht Jesus zu ihnen:
Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!
Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land,
voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.
Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl!
Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen:
Wer bist du?
Denn sie wussten, dass es der Herr war.
Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt’s ihnen, desgleichen auch die Fische.
Das ist nun das dritte Mal, dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.
Wochenlied EG 117.1-3
Der schöne Ostertag! …
Gedanken
Die Jünger Jesu sind nach Ostern, nach den unglaublichen Erfahrungen schnell wieder in ihrem Alltag. Die Ostergemeinde findet sich wieder im Gewöhnlichen.
Der Alltag deckt sich darüber. Banalitäten – Kleinkrieg – Versäumnisse – Erwartungsdruck – Langeweile – Kritik – die ganze Liste dann müssen die Dinge, die anliegen, getan werden.
Da spricht Simon Petrus zu den Jüngern: Ich will fischen gehen.
Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen.
Die Menschen sind unterwegs. Statt Apostelgeschichten – nur Fischergeschichten.
„Wie die neugeborenen Kindlein“ so der Name des heutigen Sonntags – fühlen sich die Jünger nicht – schon gar nicht nach dieser erfolglosen Nachtschicht!
Manchmal sind es die unvernünftigsten Anstöße die zu einem Vertrauen an das Unglaubliche führen. Auch damals: Da steht einer am Ufer „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ „Nein – haben wir nicht!“ Und man hört die ganze Resignation in ihrer Antwort. „Und er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden.“ Und sie fahren wieder hinaus und das Netz ist übervoll. Unglaublich.
Eine Wundergeschichte, die den Osterimpuls in sich trägt und sagt:
Bleib nicht stehen vor dem Unglaublichen, und denkt: „Es war jetzt immer so“.
Die Ostergeschichten tragen das Wissen in sich: Wir brauchen den Glauben an das Unglaubliche, damit Veränderung noch möglich ist. Wir brauchen das Vertrauen, mit dem wir gegen das Unglaubliche angehen, damit Veränderung möglich wird. Die Jünger brauchen – gegen alle Schwerfälligkeit – dazu das Wundersame. Sie können neu anknüpfen – mitten im Alltag – an die Jesus Erlebnisse, an die Gotteserfahrungen und dieses Anknüpfen – schließt die Netze – und füllt sie.
Ja, nicht wir machen Ostern!
Gott macht es!
Da wo wir die Zwänge des Alltags beschreiben – da ist Gott größer!
Und wo wir selber keine Chancen mehr sehen auf Veränderung – da ist Gott größer!
Hoffnung setzt sich über das Festgefügte hinweg geht über Grenzen. Es braucht den Glauben an das Unglaubliche, den Trotz, der sich den Widerständen widersetzt.
In unserem Glauben wird der Himmel ins Spiel gebracht offen, dass sich darin unser Leben wiederspiegelt …
offen, dass sich darin unser Leben bergen kann und wir wieder zu einem neuen Handeln befähigt werden.
Wir brauchen den Glauben an das Unglaubliche, damit Veränderung noch möglich ist. Die Hoffnung steht am Ufer! Wir müssen sie nicht machen – sie ist da! Gott ist da! In unserer jetzigen Situation mit Ausgangssperre, Schule zu Hause, Arbeiten anders, ohne Kontakte… Was sollte uns hindern, auf Gottes Gegenwart zu bauen?! Neu zu bauen.
Wir dürfen uns den Glauben an das Unglaubliche schenken lassen! Ostern haben wir ihn gefeiert! Und jetzt schon läßt er uns Lichtblicke am Horizont erblicken. Und der Friede Gottes, der tröstender ist, als es menschliche Worte je vermögen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus dem Gekreuzigtem und Auferstandenem Herrn. Amen.
Lied EG 118
Der Herr ist auferstanden …
Stille
Dietrich Bonhoeffer lebte in einer schweren Zeit und wusste nicht, wie es weitergehen würde.Auch wir wissen nicht, wie es weitergeht. Mit seinen Worten, die auf uns überkommen sind, bekennen wir unseren Glauben
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.
Amen
Fürbittengebet
Ich sehe Gott nicht von Angesicht zu Angesicht,
wie Mose ihn sah.
Aber ich bin glücklich,
dass Gott mich in meinem Elend sieht und mir hilft.
Ich höre die Stimme Christi nicht,
wie Paulus sie auf der Straße nach Damaskus hörte.
Aber ich bin glücklich,
dass Christus mein Gebet erhört.
Ich berühre den Leib Christi nicht,
wie Thomas ihn berührte.
Aber ich bin glücklich,
dass Christus meine Hände hält und mich führt.
Ich weiß nicht so viel vom Wirken des Heiligen Geistes,
wie die Heiligen es wissen.
Aber ich bin glücklich,
dass der Heilige Geist mein Herz bewegt,
Jesus Christus zu bezeugen und meinen Nächsten zu lieben.
Ich verstehe nicht alle Geheimnisse der Dreieinigkeit,
wie Jesus sie verstand.
Aber ich bin glücklich,
dass Gott meinen armen Glauben versteht und ihn annimmt.
Lieber Herr,
gib mir geistliche Augen,
all das zu sehen, was du getan hast.
Gib mir geistliche Ohren,
alles zu hören, was du mir sagst.
Gib mir das geistliche Gespür,
zu fühlen, wie weise du mich leitest.
Gib mir geistliche Erkenntnis,
deine Liebe und deine Gerechtigkeit zu begreifen.
Gib mir Geistlichkeit,
damit ich ein vollkommener Mensch werde.
(nach Johnson Gnanabaranam: Mein Jesus, mache mich neu. Erlangen 1986)
Stille für das persönliche Gebetsanliegen
Vater unser
Wir heißen Gottes Kinder;
wir sind Gottes Kinder;
in diesem Vertrauen beten wir:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Sendungslied EG 116.1+4-5
Er ist erstanden, Halleluja!
Segensgebet
Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.
Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen mit seiner Lebensglut,
damit wir erkennen seine Güte und seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.
Er lasse uns aufstehen, wenn Leid unser Leben lähmt –
und lasse uns seine Stimme hören, wenn er ruft:
Ich will, dass du lebst.
Das gewähre uns Gott,
der für uns Licht ist am Tag und in der Nacht:
+ der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.