Liebe Schwestern und Brüder,

anbei das Wort zum heutigen Sonntag – die Einladung zu Hause sich die Zeit zu nehmen.

Sonntag Oculi- meine Augen schauen stets auf den Herrn

Psalm 84
Johannes 6, 47-51

Liebe Schwestern und Brüder,

in unserem Tagzeitenbuch – dem Bibel- und Gebetbuch für jeden Tag – wird jeden Mittwochabend regelmäßig gebetet:

„Wir bitten für das Leben und das Miteinander in unserem Land, um soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Gib den Regierenden Weisheit und Mut zu ihren Entscheidungen.“

Vielleicht ist dieses Gebet zurzeit notwendiger denn je:

Da werden Entscheidungen gefällt, die das Leben in unserem Land von Tag zu Tag immer mehr lahmlegen. Das Ziel aller Maßnahmen:

Die Bevölkerung – also wir alle – sollen geschützt werden. Durch die Entscheidung der Verantwortlichen wird aber auch das Miteinander verändert:

Es wird reduziert, aufs Notwendige beschränkt. Letztlich ist es eine Extremform des Fastens. Können wir all das, was geschieht, unter dem Blickwinkel des Fastens sehen?

Eröffnet uns das neues Verstehen?

Vieles ist offen, wir wissen nicht, wann und wie diese besondere Fastenzeit zu Ende gehen wird. Nach augenblicklichem Stand der Dinge wird diese Fastenzeit länger dauern als gewöhnlich.

Aber wir werden Ostern feiern – das neue Leben und die neue Lebendigkeit –, wenn auch zum vorgegebenen Termin vielleicht nur als eine vorläufige „Fastenausgabe“ des Osterfestes. Vielleicht feiern wir Ostern nur 1 oder 2 Wochen später als im Kalender der Termin wäre, vielleicht dauert es auch länger.

Aber wir feiern unser Osterfest.
Aber auch unser persönliches Ostern wird kommen:

So wie den ersten Jüngerinnen und Jüngern wird uns plötzlich das neue Leben erscheinen. Oder werden unsere Augen gehalten sein wie den Emmaus-Jüngern auf dem Weg, die den Auferstandenen zunächst nicht erkannten?

Sehen ist wichtig, achtsames Sehen, damit wir die Zeichen neuen Lebens erkennen.

Am Sonntag Okuli (von: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn, denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. – Ps 25,15)

wird uns ans Herz gelegt, den Herrn in den Blick zu nehmen.

Und unsere Mitmenschen, in denen uns Gott selbst begegnen will, auch in ihren Nöten und Ängsten, auch in ihrer Zuversicht und ihrer Hoffnung? Und wenn wir zurzeit da, wo wir Menschen begegnen, „berührungsfasten“ halten, vielleicht gelingt es uns und wir können einander neu anschauen…

 

Und der Friede Gottes,
welcher höher ist als unser Denken und Tun,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn und Heiland.

Amen.

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